Stefan Rahmstorf: CO2-Restbudget

Politik

Packen Politiker und Manager die Klimakrise richtig an?

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass jetzt endlich genug getan wird. Unterm Strich reicht es aber noch nicht.

Also, es bleibt dabei: Wir Bürger müssen weiter Druck in allen Bereichen ausüben: Politik in EU, Bund, Länder und auch lokal. Bildung. Medien. Finanzwirtschaft. Industrie. Wir brauchen eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wende.

Hintergründe stelle ich auf dieser Seite zusammen.
Die Seite ist etwas länger geworden, bitte ggf. nach unten durchscrollen.

  • Teil 1: Klimapolitik in Deutschland
  • Teil 2: EU-Politik
  • Teil 3: Finanzwesen
  • Teil 4: Wirtschaft


Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ (Michail Gorbatschow).

Teil 1: Klimapolitik in Deutschland

Seit langem reden unsere Politiker über Klimaschutz, und seit einem Jahr hört man immer öfter darüber. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass jetzt endlich genug getan wird.

Aber die Realität sieht bislang anders aus: Seit dem Pariser Abkommen sind 5 Jahre verstrichen. In dieser Zeit hätte man die Emissionen schon deutlich senken und die Weichen für Klimaneutralität in allen Sektoren stellen können. Die CDU/CSU-geführte Bundesregierung hat viel zu langsam und halbherzig gearbeitet, das hat vor einigen Tagen sogar Wirtschaftsminister Peter Altmeier eingeräumt, was ich ihm hoch anrechne.

Das Klimaschutzpaket von 2019 reicht immer noch bei weitem nicht aus, um das Pariser Abkommen einzuhalten. Der Kohleausstieg wäre enorm wichtig, geht jedoch viel zu langsam. Der Ausbau erneuerbarer Energien wurde jahrelang künstlich ausgebremst. Die Autoindustrie verkauft immer noch Spritschlucker. Wirtschafts- und Agrarpolitik wird für die Großindustrie gemacht.

Wir können mit dem Treibhauseffekt nicht verhandeln. Wir müssen Maßnahmen nach den Erkenntnissen der Wissenschaft ausrichten.

> Klimaforscher Schellnhuber äußert sich kritisch über die Klimapolitik in Deutschland. Warum er noch Hoffnung hat?

Zu spät, zu langsam

Deutschland hatte Anfang 2020 rechnerisch noch ein Restbudget von 7,3 Gigatonnen CO2. Die geplanten Maßnahmen führen uns mit viel Glück auf die rote Linie rechts. Mehr als das 1,5-fache.

Stefan Rahmstorf: CO2-Restbudget
Grafik: Stefan Rahmstorf / Der SPIEGEL

Die Versäumnisse deutscher Regierungen

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Im November 2016, ein volles Jahr nach der Ratifizierung des Pariser Abkommens (siehe Seite Emissionen), legte die Bundesregierung der UN den Klimaschutzplan 2050 vor, mit folgenden Eckdaten:

  • Senken der Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990.
  • Bis zum Jahr 2050 weitgehende Treibhausgasneutralität.
  • Konkrete Ziele für 2030 und Entwicklungspfade bis dahin für die einzelnen Sektoren (also z.B. Energie, Industrie, Haushalte, Verkehr…)
  • Die Maßnahmen bestanden in der Bildung von Kommissionen, sowie Forschungs- und Entwicklungsprojekten und dem Erarbeiten weiterer Konzepte.
  • Die Verabschiedung eines ersten konkreten Maßnahmenpakets wurde erst für 2018 eingeplant – vier Jahre nach der Konferenz von Paris.
  • Es wurde ein Prozess zum Monitoring und zur Weiterentwicklung der Politiken und Maßnahmen verabschiedet.

Mehr zum Klimaschutzplan 2050

Das für 2018 geplante Maßnahmenpaket wurde trotz jahrelanger Vorbereitungszeit erst im Sommer 2019 mit heißer Nadel gestrickt und im Dezember 2019 als „Klimaschutzgesetz 2030“ verabschiedet. Es wurde als „großer Meilenstein“ verkauft. Es bleibt jedoch weit hinter dem Klimaschutzplan zurück.

  • Die wichtigste Maßnahme: Eine Besteuerung von CO2-Emissionen. Der Preis pro Tonne soll von 10 EUR in 2021 bis 35 Euro in 2025 steigen und sich dann über einen Marktmechanismus regulieren.
  • Auf den Verkehrssektor zielen die Senkung der Mehrwertsteuer für Bahntickets auf 7%, erhöhte Kaufprämien für Elektroautos und eine geringfügige Umgestaltung der KfZ-Steuer.
  • Die Förderung moderner Heizungen wird ausgeweitet, gilt aber immer noch auch für Gasheizungen (Gas ist nach heutigem Wissensstand aufgrund der Methanemissionen nicht besser, als Öl). Ölheizungen werden erst ab 2026 verboten. Ob das ausreicht, ist umstritten.
  • Die beschlossene Begrenzung der EEG-Umlage begrenzt den zu erwartenden Anstieg der Strompreise. Das ist wichtig, aber nicht für sich alleine wirksam.
  • Weitere enorm wichtige Maßnahmen wie die dringend überfällige Überarbeitung des „Erneuerbare Energien Gesetz“ (EEG), und die Ausbauziele für erneuerbare Energien wurden auf 2020 (September) vertagt. Die Aufhebung der 52 GW-Deckelung bei der Förderung für Solaranlagen wurde im Juni 2020 verabschiedet.


Experten kritisieren vor allem, dass der CO2-Preis deutlich höher sein müsste, um ausreichend Wirkung zu entfalten. Die Ziele des Pariser Abkommens wären wohl erreichbar, wenn er bei 60 EUR starten würde. Die Klimaschäden einer Tonne CO2 werden mit rund 180 EUR pro Tonne beziffert (laut Umweltbundesamt).

Dabei fehlt der soziale Ausgleich: Wer arm ist, wird durch einen CO2-Preis stärker belastet – so wird Klimapolitik ungerecht, der Widerstand der Bevölkerung ist vorprogrammiert. Experten fordern eine Rückzahlung der Steuereinnahmen aus der CO2-Steuer an alle Bürger.

Hier ein paar Artikel dazu:

Die Stromproduktion aus Kohle hat den größten Anteil am CO2-Ausstoß in Deutschland. Ein schneller Kohleausstieg wäre also dringend notwendig.

Der Kohleausstieg wurde 2019 in einer Kommission vorbereitet, die einen Kompromiss zwischen WIrtschaft und Klimazielen ausgehandelt hat. Was in 2020 dann verabschiedet wurde, bleibt sogar hinter diesem Kompromiss der Kohlekommission weit zurück und ist eine klare Absage an das 1,5-Grad-Ziel: Die Kraftwerke mit dem größten CO2-Ausstoß sollen noch lange weiter laufen, die Summe der zulässigen Emissionen ist viel zu hoch.

Nach den Verhandlungen schoss der Aktienkurs von RWE sprunghaft nach oben – mit einem solchen Ergebnis hatten die Aktionäre (darunter auch die Deutsche Bank) nicht gerechnet.

Dabei wäre es möglich: Studien, wie z.B. vom Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft bescheinigen, dass ein Kohleausstieg bis 2030 machbar ist – dazu muss man nur eines tun: Den Ausbau erneuerbarer Energien stark vorantreiben. Den brauchen wir am Ende sowieso, es geht wirklich nur ums Tempo.

Der Kohleausstieg ist auch unnötig teuer: Mit einer weiteren Verknappung der CO2-Zertifikate hätte man das Ziel wohl früher und für den Steuerzahler günstiger erreicht. Die 4 Mrd. stehen auch in keinem Verhältnis zu den rund 30.000 Arbeitsplätzen, die in Kohleabbau und Kraftwerken überhaupt noch beschäftigt sind.

Hier ein paar Artikel zum Kohleausstieg:

Die dezentrale Energiewende hin zu erneuerbaren Energien wurde von der rot-grünen Regierung der 90er gestartet. Das „Erneuerbare Energien Gesetz“ (EEG) wurde seit 2009 mehrfach geändert. Komplizierte Ausschreibungsverfahren und Änderungen bei der EEG-Umlage hatten zur Folge, dass der Zubau verlangsamt wurde und der Strompreis für Privathaushalte stark angestiegen ist, obwohl die Kosten für Wind- und Solaranlagen immer weiter gesunken sind. Die Situation heute: Zu viele Kohlebagger drehen sich weiter, Deutschland exportiert große Strommengen ins Ausland. Hier ist dringender Bedarf.

Mehr Infos:
> ZDF-Beitrag: Das Ende der Energiewende: Warum der Ausbau der Windkraft in Deutschland scheitert

Im Verkehrssektor wurden die Emissionen bislang überhaupt nicht reduziert. Hier könnten und müssten wir schon längst viel weiter sein:

  • Aufklärungskampagne gegen Spritschlucker
  • Aufklärungskampagne über Elektroautos
  • Tempolimit
  • Starker Ausbau und Elektrifizierung des ÖPNV
  • ÖPNV kostenlos – Luxemburg macht es vor (die Kosten dafür wären nur ein Bruchteil dessen, was die öffentliche Hand jährlich für Auto-Infrastruktur und Schäden ausgibt, die von Autos verursacht werden)
  • Vernetzung der Mobilität über alle Verkehrsverbünde hinweg
  • Starke Anreize für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos z.B. auch bei Mietshäusern und Unternehmen
  • Autofreie Innenstädte, Verbesserung der Fahrradinfrastruktur usw.


Nichts davon wurde umgesetzt. Die Bundesregierung hat sich über mehrere Legislaturperioden an der Maut die Zähne ausgebissen und  alles Wichtige schleifen lassen. Unverhohlener Lobbyismus für die Autoindustrie.

Deutschland macht auf EU-Ebene Lobbypolitik für die Agrar- und Fleischindustrie und gegen ökologisch wirtschaftende Betriebe. Die Bundesregierung hat sich immer wieder gegen sinnvolle Umwelt- und Tierschutzmaßnahmen eingesetzt und das gegenüber den Kleinbauern auch noch als Rettung vor der bösen EU verkauft. Wir bräuchten eine Förderung nachhaltiger, ökologischer Landwirtschaft und eine Existenzsicherung für kleine Betriebe, ohne dass diese immer mehr produzieren und „wachsen“ müssen.

Noch Fragen?

  • Klimapaket nachbessern: Wirksamer CO2-Preis, im Gegenzug pauschale Rückzahlung an alle Bürger.
  • Schneller Ausbau erneuerbarer Energien. Das Ende der Kohle bis 2030 ist absolut nötig und realistisch! Strom aus Sonne und Wind ist inzwischen günstiger als aus Kohle- und Kernkraft. Ausbauziele, Anreize, Strombörse und CO2-Zertifikate müssen so gestaltet werden, dass fossile Energien sich nie wieder lohnen. Auf jedes Dach sollte eine Solaranlage – gerne auch über die KfW finanziert.
  • Klimaschädliche Subventionen, sowie Investitionen in schädliche Projekte wie Erdgaspipelines stoppen.
  • Handelsabkommen wie Mercosur hart auf Umweltschutz ausrichten; kontrollieren, CO2-Grenzsteuer für schädliche Importe einführen.
  • Verkehrswende. ÖPNV, Bahn, Radwege ausbauen, Städte umgestalten, Tempolimit
  • Ab 2025 nur noch Elektroautos zulassen. Lademöglichkeiten verpflichtend z.B. in den Bauordnungen vorschreiben.
  • Argrarwende: Bauern fair bezahlen, auch für Umweltschutz! Schluss mit Billigfleisch, Antibiotika, Pestiziden und Überdüngung.
  • Entwicklungshilfe: Bildung & Frauenrechte, Solarstrom, Trinkwasser, nachhaltige Landwirtschaft: Das bremst auch noch das Bevölkerungswachstum.
  • und noch einiges mehr…

Deutschland muss nicht alleine die Welt retten. Aber Deutschland belegt Platz 4 beim Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen, hinter den USA, Australien und Russland – mit über 11 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

Die Fabriken, die unsere Waren produzieren, stehen auch in Asien und den USA. Die Futtermittel für unser billiges Fleisch vernichten die tropischen Regenwälder. Das Öl, das wir verheizen, verfahren und verfliegen, ist mit schuld an Ölpest und Fracking.

Die Verhandlungsmacht der EU kann grenzen- und nahezu gewissenlosen Freihandel fördern – oder mit strengen Auflagen, Gebühren und Kontrollen dafür sorgen, dass es sich nicht mehr lohnt, die Umwelt zu vernichten. Frankreich macht es mit einer CO2-Grenzsteuer vor. Diese wird in der EU ebenfalls diskutiert. Deutschland blockiert.

Andere europäische Länder hängen Deutschland inzwischen hinsichtlich Klimaschutz ab, z.B. Norwegen, Schweden,  Frankreich und Spanien.
Weltweit tut sich auch schon viel. Auch Amerika wird einen neuen Präsidenten haben. In China, Indien und Australien werden Solarkraftwerke gebaut, Elektroautos sind international auf dem Vormarsch.

Europa ist in einer guten Ausgangsposition, um weltweit die Führung zu übernehmen.


Was sollte die Politik in Deutschland konkret umsetzen?

  • Klimapaket nachbessern: Wirksamer CO2-Preis, im Gegenzug pauschale Rückzahlung an alle Bürger.
  • Schneller Ausbau erneuerbarer Energien. Das Ende der Kohle bis 2030 ist absolut nötig und realistisch! Strom aus Sonne und Wind ist inzwischen günstiger als aus Kohle- und Kernkraft. Ausbauziele, Anreize, Strombörse und CO2-Zertifikate müssen so gestaltet werden, dass fossile Energien sich nie wieder lohnen. Auf jedes Dach sollte eine Solaranlage – gerne auch über die KfW finanziert.
  • Klimaschädliche Subventionen, sowie Investitionen in schädliche Projekte wie Erdgaspipelines stoppen.
  • Handelsabkommen wie Mercosur hart auf Umweltschutz ausrichten; kontrollieren, CO2-Grenzsteuer für schädliche Importe einführen.
  • Verkehrswende. ÖPNV, Bahn, Radwege ausbauen, Städte umgestalten, Tempolimit
  • Ab 2025 nur noch Elektroautos zulassen. Lademöglichkeiten verpflichtend z.B. in den Bauordnungen vorschreiben.
  • Argrarwende: Bauern fair bezahlen, auch für Umweltschutz! Schluss mit Billigfleisch, Antibiotika, Pestiziden und Überdüngung.
  • Entwicklungshilfe: Bildung & Frauenrechte, Solarstrom, Trinkwasser, nachhaltige Landwirtschaft: Das bremst auch noch das Bevölkerungswachstum.
  • und noch einiges mehr…

Deutschland ist ein kleines Land, können wir die Welt retten?

Deutschland muss nicht alleine die Welt retten. Aber Deutschland belegt Platz 4 beim Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen, hinter den USA, Australien und Russland – mit über 11 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

Die Fabriken, die unsere Waren produzieren, stehen auch in Asien und den USA. Die Futtermittel für unser billiges Fleisch vernichten die tropischen Regenwälder. Das Öl, das wir verheizen, verfahren und verfliegen, ist mit schuld an Ölpest und Fracking.

Die Verhandlungsmacht der EU kann grenzen- und nahezu gewissenlosen Freihandel fördern – oder mit strengen Auflagen, Gebühren und Kontrollen dafür sorgen, dass es sich nicht mehr lohnt, die Umwelt zu vernichten. Frankreich macht es mit einer CO2-Grenzsteuer vor. Diese wird in der EU ebenfalls diskutiert. Deutschland blockiert.

Andere europäische Länder hängen Deutschland inzwischen hinsichtlich Klimaschutz ab, z.B. Norwegen, Schweden,  Frankreich und Spanien.
Weltweit tut sich auch schon viel. Auch Amerika wird einen neuen Präsidenten haben. In China, Indien und Australien werden Solarkraftwerke gebaut, Elektroautos sind international auf dem Vormarsch.

Europa ist in einer guten Ausgangsposition, um weltweit die Führung zu übernehmen.

Ist Klimaschutz schlecht für unsere Wirtschaft? Oder ist es vielmehr eine Chance?

Siehe unten in Teil 4 unter „Wirtschaft“.

Dem Wasserstoff kommt im Zuge der Energiewende eine wichtige Rolle zu. Siehe Kapitel „Wasserstoffwirtschaft“ unter Lösungen. Aber wie groß ist diese Rolle im Verhältnis zum Ausbau erneuerbarer Energien? Ist die Strategie geeignet, um Klimaziele zu erreichen?

Experten kritisieren, dass die Strategie zu stark auf Erdgas als Brückentechnologie setzt und auf Importe von Wasserstoff aus Afrika, die aufgrund hoher Transportverluste eher unwirtschaftlicher seien

Zudem gäbe es eine enorme Lücke zwischen den Maßnahmen und den zu erreichenden Zielen des Pariser Abkommens – zunächst werden konkret nur Reallabore aufgebaut, aber darüber hinaus wird es schwammig.

> „Wir brauchen professionelle Politik statt pubertärer Bastelei“ hier fordert das EEMag eine Strategie, mit der die Ziele das Pariser Abkommens erreicht werden.


> Claudia Kemfert vom Institut für Wirtschaftsforschung fordert: „Wasserstoff: Fossilfrei oder gar nicht“ und hat nachvollziehbare Kritikpunkte an der Wasserstoffstrategie. Die Rolle von Wasserstoff werde künstlich gehypt, das Konzept auf Importe oder Erdgas als Übergangstechnologie zu setzen, sei teuer und wenig effektiv.

Auch weitere Experten kritisieren die Strategie. Es drängt sich der Gedanke auf, dass hier ein Strohfeuer entfacht wird, um den Bürgern eine Wahrheit nicht zumuten zu müssen: Dass wir mehr Solarzellen und Windräder brauchen.

Mehr Infos:
> Was Wasserstoff kann und was nicht: Studie des Fraunhofer Instituts für Erneuerbare Energien

(Auch) an der Wahlurne wird entschieden.

Wir sollten Parteien wählen, die die Klimakrise wirklich als Krise behandeln und entsprechend mutig und entschlossen handeln.

Im August 2020 hat Wirtschaftsminister Peter Altmeier jahrelange Fehler beim Klimaschutz eingeräumt und entschlossenes Handeln angekündigt.

Vielleicht war aber die aktuelle Regierung auch schon zu lange am Ruder? 

Denken Sie das auch? Dann überzeugen Sie Ihre Umgebung, gerade auch ältere Leute, davon, sich gut zu überlegen, welche Partei sie dieses Mal wählen. Noch eine Legislaturperiode, und es ist zu spät.

> Siehe: Wie kann ich mich für eine bessere Politik engagieren?

Teil 2: EU-Politik

Hintergründe, Quellen und Fakten zu diesen Themen will ich demnächst recherchieren. Hier erst einmal nur mein persönlicher Kommentar.

Bei internationalen Handelsabkommen wie Mercosur und CETA muss Umweltschutz höchste Priorität bekommen. So, wie die Abkommen bislang ausgehandelt werden, haben internationale Konzerne und Despoten wie Bolsonaro zu leichtes Spiel. Die Demokratie wird durch Schiedsgerichtsverfahren ausgehöhlt und es wird für Unternehmen innerhalb der EU erschwert, zu hohen Standards zu produzieren. Die EU muss hier ihre Macht nutzen. Weitere Möglichkeiten sind eine CO2-Grenzsteuer bzw. Zölle auf umweltbelastende Produkte bis hin zu Sanktionen.

Auch bei Entwicklungshilfeprojekten gibt es noch Potenziale. Wir müssen verstehen, dass wirksame Entwicklungshilfe kein Almosen ist, sondern unabdingbar auch um unsere eigene Lebensgrundlage retten. Investitionen in Bildung und Stärkung der Gleichberechtigung der Frau begrenzen erwiesenermaßen den Bevölkerungszuwachs. Auch Projekte für Aufforstung, Waldschutz, Schutz gegen Erosion und Ausbreitung der Wüsten über internationale Fonds gibt es ja bereits – aber auch hier noch nicht genug.

Wir müssen die weitere Rodung von Wäldern weltweit verhindern. Waldvernichtung darf sich wirtschaftlich nicht lohnen. Flächen müssen unter Schutz gestellt werden – warum nicht auch gegen Ausgleichszahlungen mit Überwachung ähnlich wie beim Atomwaffensperrvertrag?

Die EU darf auch keine klimaschädliche Projekte mehr fördern / vorantreiben. Es muss bei allen Vorhaben, v.a. im Energie- und Agrar-Bereich eine Klimaverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden. Hier ein Artikel dazu: Abstimmung des EU-Parlaments zu Energieprojekten erfolgte ohne Klimaverträglichkeitsprüfung

Teil 3: Die Rolle der Finanzmärkte

Die Investitionsentscheidungen von Banken, Fonds Managern und Konzernen können Geldströme weg von fossilen Energien hin zu nachhaltigen Unternehmen und Technologien umlenken.

Niemand dürfte heute noch in Kohlebergwerke oder -kraftwerke oder die Erschließung neuer Ölfelder investieren. Noch tun es Banken wie auch unsere Deutsche Bank und weltweite Asset Manager in großem Stil.

Ein Umdenken hat jedoch begonnen. Wenn nicht aus ethischen Gründen, dann weil zunehmend die Risiken gesehen werden, dass Klimaschutz in der Politik tatsächlich stattfinden könnte. Erste große weltweit agierende Investoren haben angekündigt, aus fossilen Investments auszusteigen. Hier ein paar weiterführende Links dazu:

Teil 4: Die deutsche Wirtschaft

Deutschland gehört zu den einflussreichsten Industrieländern der Welt. Wir sind als Land der Ingenieurskunst bekannt. Deutschland kann mit nachhaltiger Zukunftstechnologie international wettbewerbsfähig sein.

Hier wurde viel versäumt. Die rückwärtsgewandte CDU-Wirtschaftspolitik hat leider zum „Weiter so“ beigetragen:

Deutsche Firmen waren bei Solar- und Windkraft jahrzehntelang führend. China baut inzwischen gigantische Photovolkatikanlagen auf. Auch in Australien werden riesige Anlagen für erneuerbare Energien aufgebaut, z.B. Photovoltaikanlagen – der größte Batteriespeicher Australiens wurde übrigens in 2019 in nur 3 Monaten vonTesla gebaut und fährt satte Gewinne ein. Diesen riesigen Markt haben wir chinesischen Solarmodul-Herstellern und Firmen wie Tesla überlassen. Die CDU-Politik hat auf Druck von RWE & Co. die Förderung dieser Technologien 11 Jahre lang abgewürgt. So wurden bis heute schon mehr Arbeitsplätze vernichtet, als im Kohlebereich insgesamt noch existieren, weitere 100.000 sind akut bedroht. Wo finden wir Namen wie Siemens oder Varta? (Es gibt übrigens seit Neuestem wieder Lichtblicke: in Deutschland sollen zwei große Solarmodulfabriken wieder in Betrieb gehen).

Auch die Automobilindustrie in Deutschland hat ein Trauerspiel aufgeführt: Das Pferd „Verbrennungsmotor“ wurde geritten, obwohl wir vom Export abhängig sind und Verbrenner sich in vielen wichtigen Märkten schon bald nicht mehr verkaufen lassen. Da man den Rückstand gerade bei der Batterietechnik und beim Autonomen Fahren nicht eingestehen will, feuern v.a. Daimler und BMW Blendgranaten ab und behaupten vehement, Wasserstoff oder gar E-Fuels seien die Zukunft (Warum das Unsinn ist: Siehe Seite Lösungen).

Währenddessen in China: Der dort am schnellsten wachsende Elektroauto-Hersteller GAC bringt im Herbst ein Auto mit 650km Batteriereichweite.

Währenddessen in Kalifornien: Tesla und Google bringen Autonomes Fahren in den nächsten Jahren zur Marktreife. Tesla sammelt seit Jahren Praxisdaten aus dem Alltag, die für das Training der Algorithmen benötigt werden.

Wie kurzsichtig und rückwärtsgewandt kann man denn wirtschaften?  Wieviele Unternehmen haben wie Kodak oder Nokia zu lange auf veraltete Technologie gesetzt? Einzig VW hat die Strategie konsequent geändert und baut endlich praxistaugliche Elektroautos.

Wirtschafts- und Handelspolitik muss das fördern, statt kurzsichtige Lobbyinteressen zu bedienen. Jede Milliarde, die heute noch in Kohle, Diesel oder Erdgas gesteckt wird, wirft uns weiter zurück.

Selbst bei der Energiewende hört die Bundesregierung auf die fossilen Konzerne mit ihren Träumen von Erdgas, anstatt auf Institute wie das Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft.


Übrigens: Verfehlen wir die Klimaziele, wird unsere Wirtschaft sowieso zusammenbrechen, dazu kommen gigantische Summen für Schäden.
(Studien dazu gibt es z.B. von McKinsey und der Münchner Rück)