Packen Politiker und Manager die Klimakrise richtig an?
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass jetzt endlich genug getan wird. Unterm Strich reicht es aber noch nicht.
Also, es bleibt dabei: Wir Bürger müssen weiter Druck in allen Bereichen ausüben: Politik in EU, Bund, Länder und auch lokal. Bildung. Medien. Finanzwirtschaft. Industrie. Wir brauchen eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wende.
Hintergründe stelle ich auf dieser Seite zusammen.
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- Teil 1: Klimapolitik in Deutschland
- Teil 2: EU-Politik
- Teil 3: Finanzwesen
- Teil 4: Wirtschaft
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ (Michail Gorbatschow).
Teil 1: Klimapolitik in Deutschland
Seit langem reden unsere Politiker über Klimaschutz, und seit einem Jahr hört man immer öfter darüber. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass jetzt endlich genug getan wird.
Aber die Realität sieht bislang anders aus: Seit dem Pariser Abkommen sind 5 Jahre verstrichen. In dieser Zeit hätte man die Emissionen schon deutlich senken und die Weichen für Klimaneutralität in allen Sektoren stellen können. Die CDU/CSU-geführte Bundesregierung hat viel zu langsam und halbherzig gearbeitet, das hat vor einigen Tagen sogar Wirtschaftsminister Peter Altmeier eingeräumt, was ich ihm hoch anrechne.
Das Klimaschutzpaket von 2019 reicht immer noch bei weitem nicht aus, um das Pariser Abkommen einzuhalten. Der Kohleausstieg wäre enorm wichtig, geht jedoch viel zu langsam. Der Ausbau erneuerbarer Energien wurde jahrelang künstlich ausgebremst. Die Autoindustrie verkauft immer noch Spritschlucker. Wirtschafts- und Agrarpolitik wird für die Großindustrie gemacht.
Wir können mit dem Treibhauseffekt nicht verhandeln. Wir müssen Maßnahmen nach den Erkenntnissen der Wissenschaft ausrichten.
> Klimaforscher Schellnhuber äußert sich kritisch über die Klimapolitik in Deutschland. Warum er noch Hoffnung hat?
Zu spät, zu langsam
Deutschland hatte Anfang 2020 rechnerisch noch ein Restbudget von 7,3 Gigatonnen CO2. Die geplanten Maßnahmen führen uns mit viel Glück auf die rote Linie rechts. Mehr als das 1,5-fache.
Die Versäumnisse deutscher Regierungen
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Noch Fragen?
(Auch) an der Wahlurne wird entschieden.
Wir sollten Parteien wählen, die die Klimakrise wirklich als Krise behandeln und entsprechend mutig und entschlossen handeln.
Im August 2020 hat Wirtschaftsminister Peter Altmeier jahrelange Fehler beim Klimaschutz eingeräumt und entschlossenes Handeln angekündigt.
Vielleicht war aber die aktuelle Regierung auch schon zu lange am Ruder?
Denken Sie das auch? Dann überzeugen Sie Ihre Umgebung, gerade auch ältere Leute, davon, sich gut zu überlegen, welche Partei sie dieses Mal wählen. Noch eine Legislaturperiode, und es ist zu spät.
> Siehe: Wie kann ich mich für eine bessere Politik engagieren?
Teil 2: EU-Politik
Hintergründe, Quellen und Fakten zu diesen Themen will ich demnächst recherchieren. Hier erst einmal nur mein persönlicher Kommentar.
Bei internationalen Handelsabkommen wie Mercosur und CETA muss Umweltschutz höchste Priorität bekommen. So, wie die Abkommen bislang ausgehandelt werden, haben internationale Konzerne und Despoten wie Bolsonaro zu leichtes Spiel. Die Demokratie wird durch Schiedsgerichtsverfahren ausgehöhlt und es wird für Unternehmen innerhalb der EU erschwert, zu hohen Standards zu produzieren. Die EU muss hier ihre Macht nutzen. Weitere Möglichkeiten sind eine CO2-Grenzsteuer bzw. Zölle auf umweltbelastende Produkte bis hin zu Sanktionen.
Auch bei Entwicklungshilfeprojekten gibt es noch Potenziale. Wir müssen verstehen, dass wirksame Entwicklungshilfe kein Almosen ist, sondern unabdingbar auch um unsere eigene Lebensgrundlage retten. Investitionen in Bildung und Stärkung der Gleichberechtigung der Frau begrenzen erwiesenermaßen den Bevölkerungszuwachs. Auch Projekte für Aufforstung, Waldschutz, Schutz gegen Erosion und Ausbreitung der Wüsten über internationale Fonds gibt es ja bereits – aber auch hier noch nicht genug.
Wir müssen die weitere Rodung von Wäldern weltweit verhindern. Waldvernichtung darf sich wirtschaftlich nicht lohnen. Flächen müssen unter Schutz gestellt werden – warum nicht auch gegen Ausgleichszahlungen mit Überwachung ähnlich wie beim Atomwaffensperrvertrag?
Die EU darf auch keine klimaschädliche Projekte mehr fördern / vorantreiben. Es muss bei allen Vorhaben, v.a. im Energie- und Agrar-Bereich eine Klimaverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden. Hier ein Artikel dazu: Abstimmung des EU-Parlaments zu Energieprojekten erfolgte ohne Klimaverträglichkeitsprüfung
Teil 3: Die Rolle der Finanzmärkte
Die Investitionsentscheidungen von Banken, Fonds Managern und Konzernen können Geldströme weg von fossilen Energien hin zu nachhaltigen Unternehmen und Technologien umlenken.
Niemand dürfte heute noch in Kohlebergwerke oder -kraftwerke oder die Erschließung neuer Ölfelder investieren. Noch tun es Banken wie auch unsere Deutsche Bank und weltweite Asset Manager in großem Stil.
Ein Umdenken hat jedoch begonnen. Wenn nicht aus ethischen Gründen, dann weil zunehmend die Risiken gesehen werden, dass Klimaschutz in der Politik tatsächlich stattfinden könnte. Erste große weltweit agierende Investoren haben angekündigt, aus fossilen Investments auszusteigen. Hier ein paar weiterführende Links dazu:
- Wikipedia: Erläuterung „Divestment“ aus fossilen Energien
- Die drei weltgrößten Assetmanager Vanguard, Blackrock oder State Street halten immer noch 300 Mrd. US$ in die klimaschädlichsten fossilen Unternehmen investiert (auf Englisch).
- Studie kritisiert: Investments in fossile Energie kostet Blackrock-Anleger 90 Milliarden
Teil 4: Die deutsche Wirtschaft
Deutschland gehört zu den einflussreichsten Industrieländern der Welt. Wir sind als Land der Ingenieurskunst bekannt. Deutschland kann mit nachhaltiger Zukunftstechnologie international wettbewerbsfähig sein.
Hier wurde viel versäumt. Die rückwärtsgewandte CDU-Wirtschaftspolitik hat leider zum „Weiter so“ beigetragen:
Deutsche Firmen waren bei Solar- und Windkraft jahrzehntelang führend. China baut inzwischen gigantische Photovolkatikanlagen auf. Auch in Australien werden riesige Anlagen für erneuerbare Energien aufgebaut, z.B. Photovoltaikanlagen – der größte Batteriespeicher Australiens wurde übrigens in 2019 in nur 3 Monaten vonTesla gebaut und fährt satte Gewinne ein. Diesen riesigen Markt haben wir chinesischen Solarmodul-Herstellern und Firmen wie Tesla überlassen. Die CDU-Politik hat auf Druck von RWE & Co. die Förderung dieser Technologien 11 Jahre lang abgewürgt. So wurden bis heute schon mehr Arbeitsplätze vernichtet, als im Kohlebereich insgesamt noch existieren, weitere 100.000 sind akut bedroht. Wo finden wir Namen wie Siemens oder Varta? (Es gibt übrigens seit Neuestem wieder Lichtblicke: in Deutschland sollen zwei große Solarmodulfabriken wieder in Betrieb gehen).
Auch die Automobilindustrie in Deutschland hat ein Trauerspiel aufgeführt: Das Pferd „Verbrennungsmotor“ wurde geritten, obwohl wir vom Export abhängig sind und Verbrenner sich in vielen wichtigen Märkten schon bald nicht mehr verkaufen lassen. Da man den Rückstand gerade bei der Batterietechnik und beim Autonomen Fahren nicht eingestehen will, feuern v.a. Daimler und BMW Blendgranaten ab und behaupten vehement, Wasserstoff oder gar E-Fuels seien die Zukunft (Warum das Unsinn ist: Siehe Seite Lösungen).
Währenddessen in China: Der dort am schnellsten wachsende Elektroauto-Hersteller GAC bringt im Herbst ein Auto mit 650km Batteriereichweite.
Währenddessen in Kalifornien: Tesla und Google bringen Autonomes Fahren in den nächsten Jahren zur Marktreife. Tesla sammelt seit Jahren Praxisdaten aus dem Alltag, die für das Training der Algorithmen benötigt werden.
Wie kurzsichtig und rückwärtsgewandt kann man denn wirtschaften? Wieviele Unternehmen haben wie Kodak oder Nokia zu lange auf veraltete Technologie gesetzt? Einzig VW hat die Strategie konsequent geändert und baut endlich praxistaugliche Elektroautos.
Wirtschafts- und Handelspolitik muss das fördern, statt kurzsichtige Lobbyinteressen zu bedienen. Jede Milliarde, die heute noch in Kohle, Diesel oder Erdgas gesteckt wird, wirft uns weiter zurück.
Selbst bei der Energiewende hört die Bundesregierung auf die fossilen Konzerne mit ihren Träumen von Erdgas, anstatt auf Institute wie das Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft.
Übrigens: Verfehlen wir die Klimaziele, wird unsere Wirtschaft sowieso zusammenbrechen, dazu kommen gigantische Summen für Schäden.
(Studien dazu gibt es z.B. von McKinsey und der Münchner Rück)